Studium ohne Abitur an der Fernuni-Hagen

Nicht jeder Jugendliche möchte fürs Abi büffeln oder studieren gehen. Manche – gerade aus nicht akademischen Haushalten – entscheiden sich für eine Ausbildung und arbeiten zunächst einige Jahre. Andere wiederum wollen erst einmal etwas erleben, die Welt bereisen, mal hier, mal dort jobben… Lebensläufe sind nicht immer geradlinig, sondern bunt und spannend. Und auch, wenn mancher erst mit 40, 50 Jahren sich fragt, ob es das schon gewesen sein kann – es ist niemals zu spät, einen neuen Weg einzuschlagen. Ein Fernstudium etwa eröffnet Menschen die Möglichkeit, einen akademischen Abschluss zu erlangen, sich zu bilden und vielleicht sogar einen ganz neuen Beruf zu erlernen. Diesen Weg beschreiten sehr unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Beweggründen und Lebensläufen. Sebastian aus Norddeutschland ist einer von ihnen. Der 32jährige studiert an der Fernuniversität Hagen den Studiengang Politik, Verwaltung und Soziologie im 7. Semester und schreibt gerade seine Bachelorarbeit.

fernstudieren.de-Redaktion:

Hallo Sebastian, danke, dass du dir heute die Zeit genommen hast, um über dein Fernstudium an der Fernuniversität Hagen zu berichten. Du bist ja nun schon fast mit dem Studium fertig: Kannst du – rückblickend gesehen – das Fernstudium empfehlen? Hat es sich gelohnt?

Sebastian:

Hallo, keine Ursache! Und danke für den Kaffee. Das Studium war eine tolle Erfahrung und außerdem auch meine einzige Möglichkeit, überhaupt einen akademischen Abschluss zu erwerben. Ich bin ja nach der 10. Klasse nur mit dem erweiterten Realschulabschluss vom Gymnasium abgegangen, damals hatte ich andere Dinge im Kopf als Lernen und Abitur machen. Deshalb habe ich natürlich auch kein Abitur, was aber für eine Einschreibung an der Fernuni Hagen kein Problem ist. Wer unbedingt studieren möchte, braucht nicht zwangsläufig ein Abitur – es reicht auch eine dreijährige Berufsausbildung plus drei Jahre Berufserfahrung. Mein Glück war auch, dass die Berufserfahrung mit der Berufsausbildung nicht mehr zusammen hängen muss, Hauptsache, man hat gearbeitet.

fernstudieren.de-Redaktion:

Das ist ja interessant. An der Fernuni Hagen ist ein Studium ohne Abitur also möglich. Wie muss man sich das denn vorstellen? Musstest du noch eine Eingangsprüfung ablegen oder konntest du dich einfach so einschreiben?

Sebastian:

Nein, eine extra Eingangsprüfung musste ich nicht ablegen. Bei der Immatrikulation habe ich meine Zeugnisse vorgezeigt als Beweis dafür, dass ich einen Beruf erlernt und gearbeitet habe. Danach war ich erst einmal Student auf Probe. Das heißt, ich musste in den ersten Semestern erst einmal beweisen, dass ich ein Studium packe und fleißig Punkte sammeln. Erst danach war ich ein „richtiger“ Student.

fernstudieren.de Redaktion:

Ist das nicht sehr schwierig, sich in das akademische Denken hineinzufinden, wenn man wie du schon nach der 10. Klasse von der Schule abgegangen ist und dann längere Zeit einfach aus dem Prozess des Lernens raus ist?

Sebastian:

Klar, einfach war das nicht. Aber ich habe mich gut eingefunden und komme gut zurecht. Zudem erhält man als Student viel Unterstützung und Hilfe von der Fernuni, beispielsweise in Form von Seminaren, in denen es um Lerntechniken oder eine vernünftige Studienorganisation geht. Diese Seminare finden regelmäßig in einem der Regionalzentren oder auch auf dem Campus in Hagen selbst statt. Dabei handelt es sich um Präsenzseminare, die in der Regel von Freitag bis Sonntag gehen. Auch die Dozenten helfen gern weiter, zudem ist die Unterstützung unter den Fernstudenten sehr groß. In den sozialen Netzwerken wie zum Beispiel Facebook gibt es regelrechte Fernuni-Gruppen, in denen sich die Studenten austauschen, sich gegenseitig motivieren und auch viele Tipps geben. Es ist also durchaus zu schaffen, auch für Leute, die nicht unbedingt aus einer Akademikerfamilie kommen.

fernstudieren.de Redaktion:

Wie läuft denn dein Alltag so ab? Arbeitest du noch nebenbei?

Sebastian:

Nein, fürs Arbeiten bleibt keine Zeit mehr. Ich studiere Vollzeit und kümmere mich zudem um meine beiden kleinen Kinder. Meine Tochter ist erst zwei und mein Sohn noch ein Baby. Dadurch, dass ich Bafög bekomme, bleibt genug Zeit fürs Studium und für meine Kinder. Viele meiner Kommilitonen studieren allerdings Teilzeit und arbeiten noch nebenbei. Ansonsten bringe ich meine Tochter morgens in die Krippe, gehe wieder nach Hause, kümmere mich um meinen Sohn und arbeite nebenbei für die Uni. Am frühen Nachmittag hole ich meine Tochter wieder aus der Einrichtung ab. Oft lerne ich auch nachmittags, dann kümmert sich meine Frau um die Kinder. Abends genießen wir dann unsere Freizeit, wenn ich nicht gerade für eine Klausur lernen muss.

fernstudieren.de Redaktion:

Wie kann man sich so ein Fernstudium vorstellen? Wie läuft das ab?

Sebastian:

Die Fernuni Hagen ist eine Online-Uni, das meiste wird hier online erledigt. Das fängt schon bei der Immatrikulation an und läuft auch im späteren Studium so weiter. Wenn man sich für ein Seminar oder ein Modul anmelden möchte, erledigt man das lediglich mit einigen Klicks mit der Computermaus. Zwei bis drei Tage später erhält man dann die schriftliche Teilnahmebestätigung und wird zudem für das Modulforum frei geschaltet. Von Präsenzuniversitäten habe ich gehört, dass sich die Studenten dort oft schon in den frühen Morgenstunden anstellen müssen, um an einem Seminar teilnehmen zu können – und dann häufig trotzdem keinen Platz bekommen. Das ist in Hagen nicht so, denn eine Teilnehmerbegrenzung gibt es nur für die Präsenzseminare.

fernstudieren.de Redaktion:

Das klingt in der Tat nach einem recht entspannten Studium. Was ist eigentlich ein Modulforum?

Sebastian:

Für jedes belegte Studienmodul – insgesamt muss jeder Student 12 belegen – gibt es ein spezielles Forum, das der Kommunikation zwischen Dozenten und Studenten sowie zwischen den Studenten untereinander dient. Nur, wer für dieses spezielle Seminar angemeldet ist, hat auch auf das entsprechende Forum Zugriff. Die Studenten können hier direkt Fragen an die Dozenten stellen, zudem stellen letztere die Übungsaufgaben ein. Außerdem dienen die Foren auch zur Kontaktaufnahme der Studenten untereinander.

fernstudieren.de Redaktion:

Woher weißt du eigentlich, was du lernen musst?

Sebastian:

Wenn man sich für ein Modul angemeldet hat und dafür frei geschaltet wurde, bekommt man innerhalb weniger Tage mit der Post einen Reader zugeschickt. Den hat man dann innerhalb eines Semesters durchzuarbeiten. Darin befinden sich u. a. auch weiterführende Literaturhinweise sowie Übungsaufgaben, die aber – im Gegensatz zu früher – nicht mehr verpflichtend sind und auch nicht mehr eingeschickt werden müssen. Allerdings ist es ganz gut, diese Übungsaufgaben zu lösen und sie möglichst auch im Forum zu diskutieren, sie sind nämlich eine gute Vorbereitung auf die Klausuren und Prüfungen am Ende des Semesters. Besonders die von den Dozenten ins Forum eingestellten Übungsaufgaben sind ein guter Hinweis darauf, was in den Prüfungen dran kommen könnte. Deshalb sind gerade zum Semesterende hin die Foren gut besucht.

fernstudieren.de Redaktion:

Apropos Prüfungen, wo und wie werden diese eigentlich abgehalten? Wie viele musstest du in deinem Studium absolvieren?

Sebastian:

Zunächst einmal: So viele Prüfungen musste ich gar nicht ablegen. Zwar muss jedes Modul mit einem Leistungsnachweis abgeschlossen werden, doch meist kann man sich aussuchen, ob man eine schriftliche Klausur, eine mündliche Prüfung ablegen oder lieber eine schriftliche Hausarbeit verfassen möchte. Für jede dieser Möglichkeiten muss der Student sich online beim Prüfungsamt anmelden und bekommt dann einen Termin und einen Ort zugeteilt. Die Klausuren und mündlichen Prüfungen finden immer in den Regionalzentren statt, die schriftlichen Klausuren immer zwischen 14 und 18 Uhr. Die Hausarbeit schreibt selbstständig man zu Hause. Dabei handelt es sich um einen wissenschaftlichen Aufsatz, der etwa – je nach Thema und Anforderung – zwischen 15 und 20 Seiten umfasst. Für diesen Aufsatz hat man als Vollzeitstudent drei Wochen Zeit, als Teilzeitstudent sechs Wochen. In begründeten Fällen (etwa bei Krankheit) sind auch Verlängerungen möglich.

fernstudieren.de Redaktion:

Wo befinden sich eigentlich die Regionalzentren? Musst du da nicht weit fahren?

Sebastian:

Nein, eigentlich nicht. Ich habe nur eine Fahrtzeit von ca. 1 ½ Stunden und so oft muss man da ja nicht hin. In jedem Bundesland – außer in Mecklenburg-Vorpommern – gibt es mehrere dieser Zentren, wirklich lange Fahrtzeiten hat eigentlich niemand. Man muss auch keine Angst haben, dass man einfach in irgendein weit entferntes Regionalzentrum zur Prüfung geschickt wird. Bei der Immatrikulation kann man nämlich angeben, wohin man gerne möchte. Berlin und Hamburg sind in der Regel allerdings immer sehr voll.

fernstudieren.de Redaktion:

Woher weißt du eigentlich, was genau du für die anstehenden Prüfungen lernen musst? Kannst du dir die Themen für die Hausarbeiten selbst aussuchen?

Sebastian:

Die Themen für die Hausarbeiten sind immer vorgegeben, allerdings kann ich dabei aus einer Liste mit verschiedenen Themen mir das aussuchen, was mich am meisten interessiert. Manchmal kann ich auch innerhalb eines vorgegebenen Themengebiets selbst eine Fragestellung formulieren und diese dann bearbeiten. Bei den Prüfungen geben die Dozenten vorher in den Foren Hinweise, auf welche Reader man sich konzentrieren sollte. Vor mündlichen Prüfungen sollten Studenten immer ein Exposé an den Dozenten schicken. Aber dank der Reader, Musterklausuren und Übungsaufgaben ist die Vorbereitung auf die Prüfungen sehr gut – nur Lernen muss man selber.

fernstudieren.de Redaktion:

Du bist gerade dabei, deine Abschlussarbeit zu schreiben. Wie läuft das ab?

Sebastian:

Ich habe drei Monate Zeit, diese Arbeit zu schreiben. Das Thema habe ich im Vorfeld mit meinem Betreuer geklärt und die Arbeit beim Prüfungsamt angemeldet. Vom Umfang her sollte die Bachelor-Arbeit etwa 40 bis 60 Seiten lang sein. Neben der Abschlussarbeit mache ich keine Seminare mehr, die habe ich bereits alle absolviert. So kann ich mich ganz auf diese wissenschaftliche Arbeit konzentrieren.

fernstudieren.de Redaktion:

Woher erhältst du eigentlich die Bücher, die du fürs Studium brauchst? Musst du die alle kaufen?

Sebastian:

Um Himmels willen, nein. Das würde ja ganz schön teuer werden. Nein, in Hagen gibt es eine große, sehr umfangreiche Bibliothek. Wenn ich Literatur brauche, kann die diese online bestellen und innerhalb weniger Tage erhalte ich dann ein Bücherpaket. Die ausgeliehenen Bücher darf ich dann vier Wochen behalten. Aber ich wohne auch in einer Stadt mit einer Präsenzuniversität, für die hiesige Unibibliothek habe ich ebenfalls einen Ausweis und kann benötigte Literatur problemlos ausleihen. An Bücher zu kommen, war bislang noch nie ein Problem. Die Bücher, die ich fürs Studium brauchte, waren bislang immer vorhanden. Für den Ausweis der hiesigen Unibibliothek musste ich nur meine Immatrikulationsbescheinigung von der Fernuni Hagen vorzeigen.

fernstudieren.de Redaktion:

Wer in Hagen studiert, muss innerhalb des Studiums auch zwei Präsenzseminare besuchen. Wie sind diese organisiert und was passiert da?

Sebastian:

Ja, das stimmt. Diese Präsenzseminare muss man irgendwann im Laufe des Studiums belegt haben, wann, ist eigentlich egal. Zu Anfang eines jeden Semesters wird eine Liste veröffentlicht, auf der Thema, Zeit und Ort der Seminare eingetragen sind. Dort sucht man sich etwas aus, was einen interessiert und meldet sich dafür an. Die Seminare finden immer von Freitag bis Samstag oder von Freitag bis Sonntag auf dem Campus in Hagen selbst oder in einem der Regionalzentren statt. Die Teilnehmerzahl ist in der Regel auf 20 bis 25 Leute begrenzt. Um die An- und Abfahrt sowie um die Unterkunft müssen sich die Studierenden selbst kümmern, allerdings geben erfahrene Studenten und Dozenten Tipps für gute und preiswerte Unterkünfte. In Hagen gibt es sogar eine eigens eingerichtete Bildungsherberge, wo die Übernachtung nur 20 EUR im Einzelzimmer kostet.

fernstudieren.de Redaktion:

Du bekommst Bafög. Wo musst du den Antrag einreichen, wenn du in Hagen studierst?

Sebastian:

Ja, ich erhalte elternunabhängiges Bafög, worüber ich auch sehr froh bin. Wer an der Fernuni Hagen studiert, muss seinen Bafögantrag übrigens immer per Post beim Studentenwerk Dortmund einreichen – egal aus welchem Bundesland man selbst kommt. Der Antrag wird in der Regel innerhalb von zwei bis drei Monaten bearbeitet. Allerdings bedeutet das auch, dass man jedes Mal am Semesteranfang erst einmal ohne Geld dasteht, da für den Antrag ein Nachweis der geleisteten Prüfungen einzureichen ist. Die Prüfungsergebnisse gibt es aber erst sechs bis acht Wochen nach Semesterende. Aber wenn man das weiß, kann man sich darauf einstellen und entsprechend vorsorgen.

fernstudieren.de Redaktion:

Sebastian, ich danke dir für dieses sehr informative Gespräch. Weiterhin viel Glück im Studium!

AUTOR

Kevin Schroer

Hier schreibt für Sie Dipl. Kfm. Kevin Schroer - Seit meinem Studium an der Leuphana Universität Lüneburg, im Fachbereich Betriebswirtschaft, schreibe ich für SIe über Fernstudiengänge und Fernkurs aus den Bereichen für Sprachen & Schulabschlüsse.

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