Lernmanagement ist Projektmanagement

Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.“ (Philip Rosenthal)

a) Das Studium als Projekt

Die bisher in diesem Artikel angesprochenen Punkte (Kapitel 1 – 4) zum effektiven Lernen kannten sie vielleicht bereits schon ganz oder zumindest teilweise. Es ist wichtig, sich diese Punkte zu verinnerlichen, denn dadurch ist man vorbereitet, setzt dieses Fachwissen zum Thema Lernen ganz automatisch um und ist unterbewusst schon auf die genannten Tücken vorbereitet. Das Vorgenannte also sollte sich in Ihrem Unterbewusstsein eingenistet haben, so zu sagen als Wissensbasis zum Lernen.

Das vorige Kapitel (Kapitel 4: Lernmethoden) hat sie mit ganz konkreten praktische Tipps zu Lernmethoden, die sie direkt anwenden können und die ihnen dabei helfen werden, den relevanten Stoff möglichst effektiv zu lernen, vertraut gemacht. Nachdem sie nun ihr Bewusstsein zum Thema Lernen geschult und sich gedanklich darauf vorbereitet haben und auch mit praktischen Hilfestellungen zum Lernen ausgestattet sind, kann es ja endlich losgehen.

Doch nein!!! Nehmen sie sich noch einen kleinen Moment Zeit – ganz im Sinne einer guten Vorbereitung – für eine viel zu oft vergessene aber essentielle Sache: Kommen wir an dieser Stelle zu dem möglicherweise entscheidenden Dreh- und Angelpunkt auf dem Weg zu einem erfolgreichen Studium. Leider wird dieser Punkt viel zu oft schlicht weg vergessen. Gemeint ist das

„Lern- oder Selbstmanagement“

Hinter dem Begriff des Lernmanagement stecken nicht trockene Fakten, wie man zunächst meinen mag. Es geht nicht darum, ihnen hier nochmals herunter zu beten, wie sie ihre Zeit einteilen sollten, welche Materialien sie nutzen und welche Vorlesung sie besuchen sollten. Das Lernmanagement ist die ihrem Studium zugrunde liegende Philosophie, ihre Einstellung, ihr persönlicher Lebensplan.

Sie haben sich bewusst für ein Studium entschieden. Und sie verbinden mit diesem Studium Hoffnungen und Ziele. Es ist kein Hobby, das man mal ausprobiert und auch kein kurzlebiger Neujahrsvorsatz. Wenn´s nicht klappt, auch nicht schlimm. Nein, sie wollen das und zwar möglichst erfolgreich. Deshalb gehören sie möglicherweise zu denen, die bereits einen großen Vorsprung gegenüber den Kommilitonen haben. Während nämlich die aller meisten sich ins kalte Wasser stürzen und alles auf sich zukommen lassen, machen sie sich bereits Gedanken, recherchieren und informieren sich mit Texten wie diesem hier, um ihre Effektivität im Studium zu steigern. Das zeigt:

Sie nehmen das Studium ernst!

Das Unternehmen

Genau auf den letzten Satz baut dieses Kapitel auf. Sein Studium ernst nehmen – das ist die Basis.
Stellen sie sich vor, sie seien im Begriff ein eigenes Unternehmen aufzubauen, zu führen, zu managen. Der Erfolg ihres Unternehmens ist ihr ganz persönliches Projekt, dem sie nahezu ihre ganze Aufmerksamkeit widmen. Sie führen ihre Mitarbeiter, reagieren auf Absatzzahlen, planen Kampagnen, treten in Verhandlungen, stellen neue Mitarbeiter ein – kurz um: sie sind ihr Unternehmen, das ist ihr Projekt.

Ein Unternehmen namens Studium

Nun führen sie kein fiktives Unternehmen, sie führen ihr Studium. Ihr Studium, das ist ihr ganz persönliches Projekt. Sie alleine bestimmen über die Qualität des Produkts, das Marketing, die Ressourcen und die anstehenden Termine. Der Erfolg ihres Projektes ist abhängig von ihren Entscheidungen, von ihren Planungen, von der Art und Weise, wie sie das Projekt leiten, führen, wie sie alleine als ihr Chef das Projekt managen. Sie sind also der Projektleiter, ihr eigener Projektleiter. Alle Verantwortung liegt bei ihnen.

Der Projektleiter

Ab sofort müssen sie sich als Projektleiter sehen. Nicht die Dozenten sind verantwortlich für den Erfolg ihres Projektes. Lösen sie sich von der Vorstellung, dass sie jemand an der Hand hält, und wenn sie nur immer brav tun, was derjenige sagt und ihnen aufträgt, werden sie ganz automatisch bestehen. Nur sie kennen ihren Arbeits- und ihren Alltag. Nur sie kennen ihr persönliches Ziel, das sie erreichen wollen und ihre ganz individuellen Ambitionen diesbezüglich. Und vor allem: Nur sie kennen die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen, nämlich ihre Energie.

b) Der Projektplan

Kein Unternehmen funktioniert, wenn das Management einfach drauf lost managed, hier und da Entscheidungen trifft, wie sie sich gerade ergeben und lediglich von heute auf morgen plant. Es bedarf einer organisierten und gut durchdachten Struktur, die exakt die Umstände und die individuellen Möglichkeiten des Unternehmens berücksichtigen. Risiken müssen eingeschätzt werden und unterschiedliche Phasen innerhalb eines Betriebes benötigen unterschiedliche Aufmerksamkeiten. Der Projektplan ist daher ihr ganz persönlicher Masterplan. Diesen sollten sie sich unbedingt vor Studienbeginn akribisch zu recht bauen. Er dient der vorbereitenden Planung und ist wichtig, um Lernziele zu extrahieren und zielstrebig zu verfolgen, um vorausschauend agieren zu können und um somit ihre Zeit effektiv einzusetzen.

Vier Faktoren sind zur Erstellung ihres Projektplans wichtig:

1. Das ProjektzielStudienabschluss; mit vielen einzelnen Etappenzielen = Klausuren
2. Der ProjektstoffStudieninhalt = Alles, was während des Studiums von ihnen verlangt wird
3. Die RessourcenKraft, Zeit, Fleiß, Energie = Ihre ganz persönlichen Möglichkeiten, die sie einsetzen können
4. Die ProjektleitungIhre Rolle als selbstverantwortlicher Projektleiter mit vollumfänglicher Handlungsvollmacht = jede Handlung und Entscheidung liegt bei ihnen

Im Einzelnen bedeutet dies:

  • Definieren und terminieren sie ihr Projektziel möglichst genau: Wann wollen sie ihr Studium abschließen und mit welcher Note?
  • Definieren und terminieren sie die einzelnen Phasen und Etappenziele: Wann finden Klausuren statt? Wie viel Stoff gilt es jeweils zu erarbeiten? Wie gut wollen sie die Klausuren bestehen?
  • Welche Ressourcen stehen ihnen zum Erreichen der Etappenziele und des Gesamtprojektziels zur Verfügung? Wie viele Stunden können sie pro Tag/Woche/Monat fürs Lernen aufbringen? Wie stressresistent sind sie in der heißen Phase kurz vor Klausuren? Welche materiellen Möglichkeiten zur Aneignung des Stoffes können sie nutzen (Veranstaltungen der Hochschule, Uni-Unterlagen, Internet, Bücher, Skripte etc.)?
  • Analysieren sie sich in Bezug aufs Lernen selber. Welcher Lerntyp sind sie? Über welche Kanäle können sie Stoff am besten aufnehmen? Was sind die für sie besten Lernmethoden? Sollten sie eine Lerngruppe gründen oder lernen sie lieber alleine? Wie oft müssen sie wiederholen, damit der neue Stoff sitzt? Wo liegen ihre Schwächen (z.B. in der Klausurtechnik, beim Anwenden von Wissens, im Auswendiglernen, bei abstrakten Inhalten etc.)? Wie schnell nehmen sie neuen Stoff in der Regel auf, wie viele Wiederholungen benötigen sie, um sich sicher zu fühlen?

Anhand der Antworten zu diesen (und gerne weiteren – je detaillierter, desto besser) Fragen, sollten sie ihren Projektplan erstellen. Planen sie Tiefzeiten mit ein, in denen es nicht so gut läuft, genauso wie Rückschläge und erstellen sie ggf. einen „Plan B“ und einen Krisen- oder Notfallplan. Seien sie selbstkritisch, realistisch und seien sie vorbereitet. Dies ist ihr Projekt, ihr Ziel, sie alleine wollen es erreichen. Also übernehmen sie die Verantwortung für die perfekte Planung.

c) Seien Sie Ihr eigener Projektleiter

Konkret ist damit gemeint:

Sie müssen selbstverantwortlich und aktiv ihr Studium gestalten. Das gilt insbesondere natürlich für ihre Lernstrategie. Denn wie effektiv sie lernen, bestimmt, wie erfolgreich ihr Studium verläuft. Die Gefahr ist groß, in die Passivität abzurutschen und den Stoff mehr und mehr über passive Kanäle wahrzunehmen. Tiefzeiten sind fast immer der Auslöser, das Studium hinzuschmeißen, weil man nicht darauf vorbereitet war und sich von negativen Emotionen herunterziehen lässt.

In solchen Momenten müssen sie sich immer wieder sagen:

  • Das ist mein Projekt, ich bin der Projektleiter – dann werde ich eben eine Lösung finden!

Niemand wird die erforderlichen Klausuren für sie schreiben, niemand den Stoff für sie erlernen. Die Verantwortung und die Wahl der Waffen (also des Materials, der Lernmethode, des Projektplanes etc.) liegt bei ihnen. Dafür werden aber auch sie alleine früher oder später die Lorbeeren für ihre harte Arbeit ernten.

TIPP: Sie sind ihr eigener Chef. Halten sie sich ab sofort vor Augen, dass ihr Studium ihr ganz persönliches Projekt ist und sie alleine über den Erfolg entscheiden. Seien sie ihr eigenverantwortlicher, vorausschauender, strategischer Projektleiter.

AUTOR

Kevin Schroer

Hier schreibt für Sie Dipl. Kfm. Kevin Schroer - Seit meinem Studium an der Leuphana Universität Lüneburg, im Fachbereich Betriebswirtschaft, schreibe ich für SIe über Fernstudiengänge und Fernkurs aus den Bereichen für Sprachen & Schulabschlüsse.

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